#5 “Das wird kurzfristig unangenehm sein" - Werkzeugkasten für Konflikte

Highlights der Folge:

Wir lösen uns von Vermeidungskultur und sprechen offen über Konflikte. In dieser Folge beschäftigen wir uns mit Kommunikationsmodellen – Kommunikationsquadrat, Schulz von Thun – erklären das Konzept der gewaltfreien Kommunikation und berichten von unseren persönlichen Erfahrungen.

Wir erwähnen unter anderem die Newsletter von Esther Perel und natürlich auch das Buch von Brené Brown “Dare to Lead” und Svea liest uns aus dem Buch “Das Schinkenbrot-Debakel” (The Ham Fold-over Debacle) vor.

GendankenKollektiv

Transcript

Noemi: Hallo Svea,

Svea: Hallo Noemi.

Noemi: Wir haben heute ein interessantes, spontanes Thema: gesunde Konflikte oder Konflikte allgemein. Die kommen ja immer wieder vor im Leben, Privatleben, beruflichen Leben… und ich glaub ein großes Thema in der Gesellschaft, in der wir leben, ist Konfliktvermeidung.

Svea: ja.

Noemi: Ich find dass viele Leute lieber den Konflikt aus dem Weg gehen und sich dadurch keinen Gefallen tun, weil eigentlich vielleicht etwas zu gewinnen wäre, durch den Konflikt, zum Beispiel die Bindung wieder herzustellen. Ich hab kurz nachdem wir uns über das Thema ein bisschen unterhalten hatten, die Newsletter von Ether Perel bekommen, das Thema war eben Konflikt. Und sie hat halt erzählt, wie sie einen Brief bekommen hat von einem Freund von ihr, nachdem sie einen Termin, den sie ausgemacht hatten, verschoben hatte, weil sie noch nicht ganz wach war und weil sie noch nicht ganz fit war und gesagt hat „Hey, , es tut mir leid, ich bin noch nicht ganz frisch, ist es okay, wenn wir das verschieben?“ und grundsätzlich wäre das ja wahrscheinlich okay gewesen, nur was sie nicht wusste ist, dass ihr Freund um diesen Termin wahrzunehmen, an seinem letzten Tag Urlaub extrem früh aufgestanden ist und, dass es so eine Verletzung der Beziehung war vor allem, dass es nicht das erste Mal war und wahrscheinlich so ein Gefühl gibt, von nicht priorisiert zu werden.

Svea: Voll interessant, dass wir gerade eben ja tatsächlich eine total ähnliche Situation hatten. Also, du hast mich gefragt, „Starten wir eine halbe Stunde später?“, und ich war noch voll im Stress und meinte „Ja, passt voll gut, ich habe auch noch was zu tun“, was aber ankam, war ein na ja, meint die das jetzt ironisch, „gut, dass ich noch was zu tun habe“. aber wir haben es geklärt. Wir haben den Konflikt eigentlich schon direkt auflösen können, oder zumindest das Missverständnis.

Noemi: Ich hätte es noch nicht mal in Kategorie Konflikt eingestuft aber es hätte einer werden können.

Svea: genau, und wir haben darüber gesprochen, das ist das, was ich sagen wollte, haben es angesprochen, wir haben uns getraut, das einfach auszusprechen, wie es ankam, auch wenn das jetzt nichts war, wie du sagst, es hätte einer werden können.

Noemi: Auf jeden Fall. Vielleicht kannst du uns ja noch ein bisschen erklären, was die verschiedenen Ebenen einer Kommunikation sind. So einen kleinen Exparté machen in der Theorie.

Svea: du sprichst gerade auf die vier Seiten einer Nachricht an, von Schulz von Thun?

Noemi: Wahrscheinlich.

Svea: Ich sag mal irgendwas und du sagst mir, ob das das war, was du meintest. Also es gibt ein Modell, das sagt es gibt einen Sender und n Empfänger und wenn ich sende sprich eine Aussage mache „da liegen noch Socken rum“ dann gibt es einmal die Inhaltsebene, die ist „da liegen noch Socken rum“, die Sachebene, dann gibt es die Appellebene, die sagen könnte „Räum die Bitte noch weg!“ dann gibt es die Beziehungsebene, die sagt „Du hast schon wieder die Socken nicht weggeräumt“, „Ich fühle mich missachtet von dir“, könnte da auch hinter geben und das wäre dann eben auch die Selbstauskunft “ Mich stören diese Socken“, was ich ja alles nicht gesagt hab, was aber in der Aussage „Da liegen noch Socken rum“ total drin steckt.

Noemi: Genau und es kann ja sowohl vom Sender als auch Empfänger in unterschiedlichen Varianten interpretiert werden, je nachdem, in welchem Zustand man sich befindet, was man für Filter hat, was man für Gewohnheiten hat in einer Beziehung. Zum Beispiel das, was ich dir vorhin gesagt habe zu unserem Nicht-Konflikt ist, dass mein Filter ist, oft nach Passiv-Aggressivität zu suchen, weil ich es gewohnt bin, von Leuten, die nicht sonderlich gut sind, ihre Bedürfnisse oder ihre Gefühle zu kommunizieren. Die Leute drücken dann etwas aus, aber ohne es wirklich ausdrücken zu wollen und das kommt dann so in kleinen Aggressionen rüber. Ich weiß aber auch, in meiner Erfahrung mit unserer Beziehung, dass das ja nicht dein Stil ist und deswegen habe ich das nur teilweise so gehört oder gelesen, weil ich ja dachte „Ja, aber das ist ja nicht…“ ich kenne das nicht von dir.

Svea: Jetzt bin ich aber gespannt, Noemi, jetzt bin ich gespannt. Was ist mein Stil?

Noemi: Also ich glaub, wir haben halt den Vorteil, dass wir beide sehr mit Therapie und mit Psychologie allgemein vertraut sind und dass wir ja sehr viele Erkenntnisse und Skills und unterschiedliche Tools unserem Werkzeugkasten haben, um eben zu verstehen, warum reagiere ich so? Hat das wirklich mit der anderen Person was zu tun? Hat das mit mir was zu tun? Und so weiter und dass wir einfach Konflikte in einer ich glaube sehr gesunden Art und Weise angehen können, was nicht unbedingt immer möglich ist mit jemandem der nicht so viele Werkzeuge in seinem Werkzeugkasten hat. Manche Leute sind ja so weit, dass die sagen „Nee, das war so gemeint, Punkt, Schluss!“, du kannst überhaupt gar nicht darüber reden, es gibt überhaupt keine Neugier zu sagen „Hey, magst du mir vielleicht mal erklären, warum ich das jetzt so empfunden habe? Und da geht der Konflikt zu Ende… oder startet? Aber da kann man auf jeden Fall keinen gesunden Konflikt eingehen, in dem man sich näher kommt, weil ja die Person dann komplett auf der Defensive ist und das Gefühl hat, vielleicht angegriffen zu werden und sich verteidigen zu müssen. Und sobald man da in dieser Dynamik ist, ist es so schwierig, da rauszukommen und einfach alles noch mal ein bisschen in eine weniger emotionale Ebene zu bringen und zu sagen „Hey wie kommen wir zu diesem Punkt? Was ist denn eigentlich der Hintergrund von diesem Konflikt?“ Weil oft streitet man sich ja auch über Sachen, die überhaupt gar nicht mit dem Streit selbst zu tun haben.

Svea: ja, was kann ich denn machen, wenn ich irgendwie was hab, was mich stört, ich das irgendwie ansprechen will, aber wie kann ich das ansprechen, ohne dass mein Gegenüber sich angegriffen fühlt?

Noemi: Ich glaube, dass eine was super wichtig ist, ist, sich die Frage selbst zu stellen: „was macht es mit mir? und warum macht das das mit mir oder?“ Also wirklich über meine Perspektive zu sprechen und nicht „du hast das gemacht“, , sondern dir überlegen: „wie kommt es, dass das mich gerade so berührt?“, und auch wenn du die Antwort nicht weißt alleine dir die Frage zu stellen nimmt die Verantwortung auch zu dir, teilweise. Du kannst nicht in einen Konflikt gesund reingehen, wenn du die Verantwortung komplett von dir weglässt und sagst „nee, das ist die Person, die hat das gemacht und das ist ihre Schuld und die hat das so nicht zu machen! Ich bin unschuldig! ich „armes Tier“ hatte absolut damit nichts zu tun“, weil da ist keine Verhandlungsbasis.

Svea: ja, das heißt zum einen sagst du die eigene Verantwortung zu übernehmen dafür und zum anderen wenn’s dann eben um senden geht oder ganz praktisch wie formulier ich das, da würde man in der Psychologie oder auch im Coaching sagen Ich-Botschaften senden. Also Formulierungen, die nicht mit „du“ anfangen, sondern eben mit „ich nehme das und das war“ also auch erstmal bei der Beschreibung des Sachverhalts zu bleiben. Ich nehme das wahr und dann im zweiten Schritt zu sagen das macht eben etwas mit mir, also die Gefühlsebene, da sind wir jetzt bei gewaltfreier Kommunikation, als nächstes eben zu sagen und ich wünsche mir das und das also auch einen Appell an die andere Person, eine Alternative zu bieten

Noemi: Ja oder äh, Neugier,

Svea: Ja, warum tust du das? Klar!

Noemi: Wie ist es dazu gekommen? Warum? Ich hatte neulich eben so eine Situation, wo die Kollegin angesprochen habe und habe gesagt „Ich verstehe, dass grundsätzlich solche Situationen für dich frustrierend sind. Ich wundere mich aber, warum das an mir rausgelassen wurde, obwohl du weißt, dass ich nicht grundsätzlich so funktioniere. Und ich kann nachvollziehen, dass wenn jemand nach und nach und nach und nach immer dieselben Sachen macht und dass du das zum x-ten mal der Person schon gesagt hast, so, ja, eigentlich gehört es zu deinem Job, vielleicht solltest du mal gucken, dass du das so machst, damit du es nicht jemandem anderen übergibst… aber wenn es eine Ausnahme ist, wenn es einen besonderen Grund dafür gibt, wie kommt es, dass du nicht neugierig warst? im Sinne von ich bin wirklich neugierig warum? Wie kommt das denn? Normalerweise bist du nicht so“ anstatt in diese Ebene zu gehen, wo du sagst „hä? Warum machst du das denn? Ich verstehe das gar nicht!“, weil das ist ja schon wieder so ein bisschen angriffig und das muss ja nicht sein

Svea: Da kommen wir zu nem zweiten Grundsatz auch von der gewaltfreien Kommunikation, und zwar das empathische Zuhören. Also wirklich verstehen zu wollen beim Gegenüber: wie ist es zu der Situation gekommen? Was eben auch die Möglichkeit gibt, dass dir selber empathisch zugehört wird und die Motivation dir entgegenzukommen nicht aus ner Pflicht kommt nicht durch was was aufgedrückt wurde, weil du mich einfach angekackt hast oder so, sondern die Motivation kommt, weil ich verstehe worum es dir geht, weil ich selber das nachvollziehen kann und selber nen eigenen Antrieb hab dem auch nachzukommen.

Noemi: Und das Lustige ist man hat immer Angst vor Konflikt… also, „man“… die meisten Leute und in meisten Situationen, und man geht dem Konflikt oft aus dem Weg. Aber das Interessante ist, wenn man in solche solche Situationen reingeht und sagt: „Ja, ich weiß, das wird kurzfristig unangenehm sein“, das ist ein bisschen stressig, man ist ein bisschen „Wie wird die andere Person reagieren? Wird es gut gehen? Wird das eskalieren?“ Wenn man wirklich eben diese Tools hat, um gewaltfrei und offen ins Gespräch zu gehen, und wenn man nicht angreift und wenn man wirklich da ist, um zu verstehen, wie es zu dieser Situation gekommen ist, dann hat man wirklich die Möglichkeit, auch sich danach , näher zu kommen und sich gebunden zu fühlen mit dieser Person und das ist wirklich wichtig , vor allem im Berufsleben. Weil man verbringt so viel Zeit mit seinen Arbeitskollegen. Man hat so viele Momente, wo vielleicht dann Stress dazwischen kommt, wo die Sachen aus dem persönlichen Leben vielleicht noch dazu kommen. Und wenn man nicht diese Vertrauensebene hat, um zu sagen: ich kann mich mit dieser Person auseinandersetzen und dann sagen „hey, alles gut, ich nehm dich in den Arm und komm, wir gehen jetzt wieder arbeiten“, dann kann das wirklich sich aufstocken und dann ein wahres Problem werden, zu wie man mit jemandem zusammenarbeiten kann.

Svea: Und es ist ja total interessant ne, dass du sagst was passiert, wenn man sich miteinander auseinandersetzt, ist Bindung. Und wenn wir aber Konflikte vermeiden, tun wir das ja meistens aus der Angst vor Ablehnung. Wenn ich jetzt sage „eh, ich fand das nicht in Ordnung“, was denkt ihr dann über mich? Das ist ja häufig sowas, was uns verunsichert. Man versucht Menschen dann zu gefallen, man versucht ihnen zu gefallen, indem man solche Dinge nicht anspricht, was aber ja bedeutet, dass sich selber zurückstecken muss. Dass mir selber etwas nicht passt, dass ich mir selber zurücknehmen muss, dass ich eigentlich mir was auflade, ne Situation, die ich nicht aushalten kann. Und da auch gerät man ja in inneren Konflikt, da gerät man in den Konflikt mit sich selbst. Mich stört etwas, ich kann’s, aber nicht ansprechen“ und da zu, sich selber zu stehen und zu sagen „Nee, ich hab hier ein Bedürfnis, ich brauche was und ich kommuniziere mein Bedürfnis“ das ist was, das lernen wir leider nicht einfach so, das muss man manchmal üben. Es gibt Menschen, die können das ganz wunderbar aber es ist was, was wahnsinnig wichtig ist zum gesellschaftlichen Zusammenleben und erst recht zum Zusammenarbeiten. Zu sagen „hey, um gut zu arbeiten brauch ich das und das und das brauche ich in dem Fall von dir, weil wir arbeiten zusammen.“

Noemi: man kann halt nicht starr sein in diesen Aussagen. Wenn man so was rüberbringen möchte und erfolgreich rüberbringen möchte, dann muss man halt auch ein bisschen Flexibilität haben und sagen „Okay, das ist mir wichtig, hier ist der Punkt, wo das für mich unerträglich wird“, “ das ist okay, das ist nicht okay“ und warum ist das so, und da kann man ein bisschen drüber sprechen. Ich sage nicht, dass man seine Grenze verschieben soll, ne? Wenn die Grenze erreicht ist, dann muss ganz klar auch die Grenze gesetzt werden, aber wie man das macht, kann man natürlich mehr oder weniger erfolgreich machen.

Svea: Es braucht auf jeden Fall Kompromissbereitschaft, und es braucht vor allen Dingen auch eine Bereitschaft von beiden Menschen, das auszuhandeln. Also, es bringt überhaupt nichts, wenn ich irgendwie ganz toll mit Ich-Botschaften zu meinen Bedürfnissen stehe und mit Menschen darüber in Kontakt gehen will und eine Lösung finden will, die für alle Menschen gut ist und kriegt dann nur irgendwelche Schimpfwörter entgegen, gelatzt… bringt leider nichts.

Noemi: Und was macht man in solchen Situationen?

Svea: Gute Frage also der Begründer von gewaltfreier Kommunikation würde tatsächlich weitermachen und diese Schimpfwörter ernst nehmen. Der würde da stehen und sagen „Boah, du bist ganz schön verärgert, oder? Hab ich das richtig mitbekommen?“ Der hat mit so vielen Menschenn gearbeitet, in so vielen krassen Situationen und auch hochpolitischen Konflikten, mit Straftäter*innen, und es funktioniert tatsächlich das ernst zu nehmen. Ich würde sagen, da wir jetzt nicht alle Rosenberg sind, gibt es teilweise aber dann auch die Situation, in den ich mich selber schützen muss und in den ich versuchen muss, mich dieser Situation zu entziehen und nicht auszusetzen, weil da gegenüber ist ja keine Bereitschaft. Klar kann ich das versuchen, aber wenn’s nicht entgegengenommen wird, ist es ja auch nur ein Angebot.

Noemi: Ja. Ich glaub für mich eine Strategie ist, zu gucken, mit wem kann ich eine Allianz bilden nicht nicht damit ich gegen diese Person etwas machen kann, sondern wer kann die Art Kommunikation oder Werte unterstützen, die ich mir wünsche, und wie können wir das Vorbild zeigen, in dem wir eben das vielleicht anders handhaben oder wir anders funktionieren. Und ich glaube, das kann man schon, also kommt natürlich auf die Größe vom Team an, und es kommt darauf an, in welchen Milieus man arbeitet, man wird aber eigentlich in allen Unternehmen allerlei Menschen finden, die halt an unterschiedlichen Entwicklungspunkten in ihrem Leben sind und mehr oder weniger unterschiedliche Tools in ihrem Werkzeugkasten haben, um mit Konflikt und mit gewaltfreier Kommunikation und so weiter umzugehen. Aber sich jemand an seine Seite zu holen, entweder als Mentor, wenn es jemand ist den du bewunderst, für seine Kapazität, das auszusprechen, was ihm am Herzen liegt oder jemanden zu finden, der ähnlich denkt und der dich unterstützt: „Ja. Das war jetzt nicht so gelungen, aber was könnten wir denn tun, damit wir die Message noch mal rüber kriegen?“ und es ist wirklich nicht irgendein Clan zu bilden und zu sagen „Ja, die Person ist ja so dumm oder was-weiß-ich-was!“ und dass man die ausgrenzt, sondern als Einladung durch Vorbild gemeint.

Svea: Das ist leider natürlich so, dass Feindbilder auch eine extreme Bindung schaffen, also eine Gruppe schweißt dadurch total zusammen. Aber ich finde den Aspekt auch ziemlich interessant zu sagen es ist was, was ich nicht alleine schaffen muss, wenn ich nicht gut darin bin, das bei der Person direkt anzusprechen, habe ich absolut das Recht, mir eine Mediation dazu zu holen. Und das ist natürlich super, wenn das Unternehmen in dem ich arbeite, die Möglichkeit hat jemanden von außen zu holen, der das gelernt hat und das wäre so die Idealsituation, aber auch da gibt es ja den nächsten Vorgesetzten oder die nächste Vorgesetzte, an die ich mich zum Beispiel wenden kann, nicht mit einer Anschuldigung, sondern mit der bitte „Hey, ich hab da Konflikt, oder ich Ich wünsche mir einen anderen Umgang damit in der Arbeit und komm mit der Person direkt nicht weiter. Können wir uns noch mal zu dritt zusammensetzen, um die Situation zu lösen?“ Also nicht im Sinne von verpfeifen, aber es kann ja auch ne andere Kolleg*in Person sein.

Noemi: Es kommt natürlich immer auf , die Situation und auf die Leute an, aber vielleicht würde es weniger als verpfeifen interpretiert oder würde weniger aggressiv rüberkommen, wenn es jemand ist, vielleicht, der einfach nicht der Vorgesetzte ist, weil die Person dann vielleicht irgendwie in einem anderen Bureau arbeitet oder so, es ist aber halt auch immer ein bisschen schwierig, weil wenn du jemanden holst, mit dem du vielleicht eine engere Bindung hast, dann kann es ja auch als Angriff interpretiert werden.

Svea: Genau das hab ich gerade auch gedacht. Aber du hast ja auch die Möglichkeit, zu der Person zu gehen und zu sagen „Hey, wir verstehen uns gerade nicht, such du dir doch mal jemanden aus, oder lass uns gemeinsam zu einer dritten Person gehen, die einfach noch mal eine andere Perspektive hat, vielleicht zwischen uns moderiert, damit wir uns besser verstehen.“

Noemi: Auf jeden Fall, was ich wirklich wichtig finde in dieser ganzen Konfliktgeschichte oder eben nicht mehr den Konflikt vermeiden, ist, dass wir das A) nicht alleine machen müssen, B) dass es Tools braucht, und das ist ein Skill, das kannst du lernen, das kannst du verbessern, das kannst du von Mal zu mal besser machen, bis es wirklich etwas ist, das du gesund steuern kannst, ohne dass es dich komplett verreckt oder dass du danach am heulen bist oder dass man wirklich daran arbeiten kann. Wenn ich mich selbst als Beispiel nennen kann, ich komme wirklich nicht aus einem Hintergrund, wo ich gesunde Konflikte gelernt hab und ich glaube, mit manchen Leuten kriege ich das mittlerweile ganz gut auf die Reihe. Nicht mit allen, zugegeben, es ist wirklich ein Prozess. Es kommt immer auf die Situation an, es kommt darauf an, wie emotional ich ich bin, kommt auf das Thema natürlich an, aber ich habe halt immer mehr Tools, die ich nutzen kann, um eben meine Konfliktsskills zu verbessern und das ins Positive zu bringen und dadurch halt auch meine Beziehung mit meinem Umfeld zu verbessern.

Svea: Ich tue ja auch meinem Gegenübern gefallen, wenn ich die Situation verbessere und für mich sorge, dass ich gut arbeiten kann oder auch ich einfach nur besser nachvollziehen kann warum die Person das macht, was sie macht.

Noemi: Ja. Ein kleines Ding, das ich vorhin vergessen hab zu erwähnen, aber ich glaub, das ist wichtig, oder… ich find’s ich hab’s auf jeden fall schon öfter mal genutzt, aus dem Buch von Brené Brown. Die hat ja eine Art und Weise das anzugehen und ich finde es eigentlich ganz also ich find’s ganz schön die Art und Weise die sie es ausspricht ist die Geschichte, die ich mir erzähl ist… (hier Geschichte einfügen) Die Geschichte, die ich mir erzähl, wenn du X Y machst oder sagst ist… Bla, Bla Bla… Das macht es noch mal ganz deutlich, dass ich nicht sage, dass es so ist. Ich sag nicht, du hast das gemacht, und das hat das und das verursacht, sondern, ich erzähl mir eine Geschichte. Weil alles ist immer Frage der Perspektive, oder? Es kommt halt einfach darauf an, wo du gerade stehst, wie du dich gerade fühlst und durch welchen Filter du gerade guckst und diese Sachen, die helfen dir auch selbst einfach zu sagen „Moment mal, das ist nicht DIE Wahrheit. Das ist so, wie ich das in diesem Moment empfunden habe, aber das ist nicht die ultimative Wahrheit“, und das ist ja super wichtig, wenn du offen sein möchtest auf einen Perspektivwechsel, auf Neugier, Empathie und einfach, dich auf den anderen hineinzulassen und zu sagen „Hey, wie können wir das denn zusammen lösen?“

Svea: Ja, so konnte ich das vorhin mit deiner Nachricht ja auch total gut nachvollziehen. Woher das kommt bei dir, ich hatte Verständnis für die Situation und du für meine, weil ich meine genau so erzählen konnte meine Geschichte mit der Nachricht. Ich würde gerne zum Abschluss noch eine kitschige Metapher sagen, darf ich?

Noemi: tob dich aus.

Svea: Zum Thema, es gäbe also in der deutschen Sprache keine kitchigen Metaphern. Es geht mir noch mal um Konflikt und Bindung und wie das zusammenbringen kann, wenn man doch das auch löst? Und zwar hat mein Wahl-Bruder mal in Bezug auf romantische Liebesbeziehungen gesagt: wenn man streitet und Konflikte hat oder richtig, richtig schwere Phasen im Leben, dann macht es das Herz fest, das heißt, das ist wie der Kleber, und wenn man leichte und schöne Momente miteinander erlebt, dann macht es das Herz weit, und es braucht beides. Für eine gute Beziehung braucht es beides. Es braucht sowohl die Leichtigkeit und es braucht auch die schwierigeren Phasen und das finde ich eigentlich ein sehr schönes Bild für Beziehungen.

Noemi: Ja, und nicht nur romantische, glaube ich wirklich, für alle Beziehungen, es braucht beides, und wenn man das auch ins Arbeitsleben mitbringen kann und wenn man nicht nur sagt, wenn man sich mal mit jemandem unterhaltet über Kaffee zum Beispiel, dass es nur über leichte, nicht so persönliche Sachen sein sollte, weil man im professionellen Umfeld ist und weil man nicht irgendwie zu viel von sich geben möchte oder weil man… ne? Ich glaube, das ist wirklich etwas, das man abschaffen müsste, weil eben wenn man in der Lage ist, diese Bindung zu stärken durch vielleicht schwierigere Sachen, dann hat man wirklich etwas gewonnen, im Bereich auch Vertrauen und das ist ja ein super wichtiger Element, um eben sich wohl in seinem Umfeld zu fühlen, und das ist ja so wichtig, um durch den Alltag zu kommen. Wenn man sich sicher fühlt, wenn man sich gestützt fühlt, wenn man das Gefühl hat, ich kann mich auf diese Person verlassen und nicht sobald ich den Rücken gedreht hab, wird sie über mich lästern, macht das auch einen massiven Unterschied, wie man im Alltag sich fühlt und wie sehr man vielleicht sich schützen muss oder eben nicht schützen muss. Weil dieses schützen müssen ist ja auch super anstrengend.

Svea: und Arbeitsbeziehungen brauchen eben nicht nur irgendwie professionelle Expertise für einen bestimmten Fachbereich, sondern die brauchen auch Vertrauen. Ich muss mich darauf verlassen können, dass du da bist, wenn wir hier ganz spontan diese Folge aufnehmen und irgendwas cooles bei rauskommt. Das ist wir haben zusammen einen Sprung gewagt und wir haben einander vertraut: okay, das können wir, die Beziehungsebene stimmt.

Noemi: Ja

Svea: und ich find es hat geklappt

Noemi: ich find auch, ich bin mal gespannt, was unsere Zuhörer denken.

Noemi (Narrator Mode): Weil es eine sehr spontane Folge war, ist es so, dass wir während der Folge tatsächlich etwas googeln mussten und deswegen braucht es heute keinen Fact-Check oder vielleicht schon, aber wir haben keinen aufgenommen. Dafür hat Svea für uns etwas vorgelesen aus dem Buch von Brené Brown, das ich erwähnt hab „Führung wagen“ oder im originalen „Dare to Lead“ und ich wünsch euch sehr viel Vergnügen beim Zuhören, weil es ist wirklich eine tolle Geschichte, die einen großen Eindruck hinterlässt, und es ist sehr schön vorgelesen, Danke Svea.

Svea (Narrator Mode): Liest uns “Das Schinkenbrot-Debakel” aus dem Buch “Führung wagen: Mutig arbeiten. Überzeugend kommunizieren. Mit ganzem Herzen dabei sein.” von Brené Brown vor.

Noemi: Was hältst du davon? Also, die übersetzung ist nicht ganz das was ich mir gewünscht hätte, aber ich glaub das wichtigste kommt rüber.

Svea: Das glaube ich auch. Also ich kenne ja jetzt nur diese Fassung und ich find’s ne tolle Geschichte und das glaube ich auch ein bisschen, weil das was ist, womit ich mich total identifizieren kann. Also ja, schön, dass sie jetzt kommt.

Noemi: Ich habe ja die ganze Zeit auf mein Buch runter geschaut, aber das hat wirklich mit mir was gemacht, einfach weil sehr interessantes Timing, ähm genau, aber was ich dazu sagen wollte, diese Redewendung „die Geschichte, die ich mir selbst erzähle“, oder andere Varianten, ich glaube, das ist sehr interessant zu verstehen, was das ausmacht, wenn man die Türe dafür aufmacht und ich glaub, das ist ja schlussendlich das, was wir in dieser Folge übermitteln wollten dass gesunder Konflikt und Offenheit und Neugierde dazu bringen kann, dass man sich näher kommt und dass die Bindung gestärkt wird.

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